In Großstädten ist es oft am auffälligsten: Durch die Corona-Pandemie ist es leiser geworden. Busse und Straßenbahnen haben einen ausgedünnten Fahrplan, Flugzeuge bleiben am Boden, Schulen und Universitäten haben geschlossen.
Die Welt ist im Leise-Modus – und dieser ist sogar messbar: Während normal-geführte Gespräche etwa 60 Dezibel messen, wird auch unsere Sprache durch das Tragen eines Mundschutzes unweigerlich heruntergedämpft. Das Problem: Die Sprache wird nicht nur leiser, sondern auch unklarer. Viele Menschen mit Höreinschränkungen haben daher auch das Problem, ihren Gegenüber gut verstehen zu können.
Dass es auf der Welt in diesen Zeiten leiser geworden ist, hat ein Wissenschaftler aus Belgien belegt. Der Seismologe Thomas Lecocq vom Königlich Belgischen Observatorium in Brüssel postete am 21. März in einem Tweet ein Diagramm, das den Abfall des seismischen Rauschens belegt. Sonst sei ein solcher Abfall nur an den Weihnachtsfeiertagen zu bemerken. In Belgien sind seit dem 14.März Schulen, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen geschlossen, seit 18. März sind zudem nur noch essenzielle Fahrten erlaubt. Das gleiche Phänomen stellten auch Forscher in England und Amerika fest.
Für die Seismologen ist die Krise ein Gewinn. Normalerweise wird die Erde ständig erschüttert – sei es durch Eisenbahnen oder Bauarbeiten. Jede Erschütterung ist wie ein Stein, den man ins Wasser wirft – er verbreitet sich in Wellen. Wenn es nun aber weniger Steine gibt, die Wellen verursachen können, wird es unweigerlich ruhiger, und die Seismologen haben die Chance, einen völlig neuen Eindruck von den ursprünglichen Erdbewegungen zu bekommen.